Verkehrsunfall am Längsee
EOBV unterstützt Einsatzkräfte bei der Ausbildung
Der EOBV im Rettungssystem
Feuerwehr, Wasserrettung, Polizei und Militär tauchen schon bei uns, und wann kommst du? Diese Frage stellte einst der EOBV, der einzige staatlich ermächtigte Tauchverband in Österreich in einer Publikation. EOBV Tauchlehrer führen nicht nur fundierte Ausbildungen am Sporttauchsektor durch, sondern sind ebenso in allen Bereichen des Tauchens verankert, wirken dort aktiv mit oder stehen beratend zur Seite. Die Gute, jahrelange Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen schaffte in den letzten Jahrzenten nicht nur Freude sondern auch Freunde und die gemeinsamen Tätigkeiten mit den Einsatzkräften der Feuerwehren und der Wasserrettung erweisen sich immer wieder als ein positiver Gedankenaustausch für alle Seiten.
Verkehrsunfall am Längsee
Unter dieser Überschrift wurde von unserem EOBV Tauchlehrer und Pressesprecher Stefan Arnesch und den EOBV Tauchern Dietmar Stieger und Roland Winter eine groß angelegte Weiterbildung, welche sich über mehrere Abende erstreckte, Theoretisch sowie Praktisch begleitet. Der Schwerpunkt lag in der Thematik Fahrzeugbergung und Tauchsicherheit. Wobei großer Wert darauf gelegt wurde das Fahrzeug nicht blind nach oben zu schießen sondern eine kontrollierte Bergung durchzuführen bei welcher die Einsatztaucher auch die Eigendynamik solcher zu bergenden Fahrzeuge hautnah erleben können. Und diesem Szenario stellten sich am 26. August gemeinsam die Einsatzkräfte der FF-Thalsdorf, St. Veit und Launsdorf sowie der Wasserrettung Längsee und St. Andrä im Lavantal im Zuge einer Übung. Vor Ort angekommen wurde schnell das Ausmaß erkundet und festgestellt dass ein PKW im See versunken ist und dass sich der Fahrer noch im Fahrzeug befindet. Die Einsatztaucher der FF Thalsdorf, Launsdorf und St. Veit begannen zügig mit der Erkundung der Lage unter Wasser, einer kontrollierten Chrashbergung des Verunfallten aus dem versunkenen Fahrzeugwrack aus ca. 6m Tiefe sowie dessen Erstversorgung durch die Kameraden an Land. Da solche Unfälle eher selten vorkommen, wurden im Zuge der Übung Regelmäßig diverse theoretische sowie praktische Ansätze vermittelt wie mit solchen Szenarien umzugehen ist. Taucheinsatzleiter LM Michael Rabitsch: “Es ist wichtig zu vermitteln das eine Person welche unter Wasser Luft holt, egal ob aus einer Tauchflasche oder einer Luftblase im Fahrzeug, Luft unter Überdruck atmet. Aus dem Blickpunkt der Erstversorgung sind solche Unfälle als Tauchunfall anzusehen und die Verabreichung von reinem Sauerstoff kann überlebenswichtig sein.“
Als ob dieses Horrorszenario nicht schon genug wäre, im Zuge der Vorbereitungen zur Fahrzeugbergung wurde durch einen Einsatztaucher ein schwerer Tauchunfall simuliert. Dieser stieg während den Arbeiten an die Oberfläche auf und rief um Hilfe bevor er das Bewusstsein verlor. Kommandant der FF Thalsdorf und Einsatzleiter OBI Michael Regenfelder leitete unverzüglich alle Rettungsmaßnahmen ein und der Taucher wurde von Einsatztauchern aus dem Wasser geborgen und den Kameraden zur medizinischen Versorgung ans Ufer übergeben.
In weiterer Folge wurde der versunkene PKW mittels Hebesäcke angeschlagen und geborgen. „Das Bergen von Fahrzeugen zählt unter realen Bedingungen zu einer der gefährlichsten und am meisten unterschätztesten Aufgaben der Einsatztaucher. Aufgrund einiger Faktoren bekommen Fahrzeuge unter Wasser schnell eine gewisse Eigendynamik und das Fahrzeug kann sich trotz Auftriebsmittel unkontrolliert Überschlagen und wieder in die Tiefe sinken. Ein gefährliches Unterfangen welches trotz bester Sicherheitsmaßnahmen immer ein gewisses Risiko in sich birgt“ So Stefan Arnesch, Berufstauchlehrer des EOBV, welcher die Übung Theoretisch sowie Praktisch begleitete.
„Das Aufgabenfeld der Einsatztaucher ist für die allgemeine Bevölkerung eher sehr undurchsichtig und so rücken diese Spezialisten im Rettungssystem häufig etwas in den Hintergrund. Es ist wichtig aufzuklären und sinnvolle Übungen durchzuführen bei welcher sich Zivilpersonen, aber auch Kameraden über die Tätigkeiten und die Ausbildung informieren können.“ So Rabitsch.
Im Sinne dieser Übung wurden über mehrere Abende theoretische und praktische Weiterbildungen mit Vollmaske und Kommunikationseinheit, Bergemittel etc. durchgeführt um im Ernstfall auf einem Einheitlichen Ausbildungsstand zu sein. Unter der Aufsicht von ÖWR Längsee Einsatzstellenleiter Stefan Petrasko und dessen Stellvertreter Markus Bräuhaupt wurden ebenso diverse Übungen durchgeführt bei denen neben Tauchtätigkeiten auch die Menschenrettung aus einem versunkenen Fahrzeug durch die Rettungsschwimmer der ÖWR trainiert wurde.
Eingeschlossen im Fahrzeug, was tun? Unser EOBV Tauchlehrer Stefan Arnesch gibt Tipps und Ratschläge für den Ernstfall.
Am wichtigsten – Raus aus dem Fahrzeug !! Und zwar so schnell wie möglich. Ein PKW schwimmt in der Regel 2-3 Minuten an der Oberfläche. Das ist das Zeitfenster in dem man Chancen nutzen muss. Sollten die Fenster und Türen nicht mehr aufgehen versuchen sie die Scheiben einzuschlagen. Am ehesten dürfte der Kofferraum sich öffnen lassen, da PKWs stets Motorlastig zu sinken beginnen. Elektrische Fensterheber sind schnell außer Betrieb und sinkt das Fahrzeug erst mal unter die Wasserlinie, so geht der weitere Sinkvorgang sehr schnell. Fahrzeuge können auch in einem Umkreis von bis zu 50m erst auf dem Grund zum liegen kommen, da diese wie ein Flugzeug durchs Wasser gleiten können. Zu warten bis sich der Druck ausgeglichen hat, Luftholen und aufzutauchen ist in der Praxis eher schwierig umzusetzen.
Autoreifen sind Luftgefüllt und erzeugen Auftrieb und einen Drehmoment, welcher dazu führt das Fahrzeuge in der Regel seitlich oder am Dach aufschlagen. Demnach lassen sich oft Türen nicht mehr öffnen und man muss schauen wo man eine Luftblase findet. Sollte man es aus dem Fahrzeug schaffen, ist es wichtig beim Auftauchen Regelmäßig die Luft aus der Lunge zu lassen um einen gefährlichen Überdruck und ein Barotrauma zu vermeiden.
Für die Einsatzkräfte im Allgemeinen ist es wichtig sich an die Anweisungen der Taucher zu halten. Diese befinden sich in einem Gefahrenbereich und unkontrollierte Handlungen können schlimme Folgen für deren Gesundheit mit sich ziehen. Für die Praxis wird empfohlen vor dem Bergen des Fahrzeuges, vor allem aus Tiefen über 10m, die Luft aus den Autoreifen zu lassen und das Fahrzeug nicht direkt in einem Zug an die Oberfläche steigen zu lassen. Hierin besteht die Gefahr dass das Fahrzeug durch die Eigendynamik wieder zurück nach unten kommt.
Bilder: ÖWR 1/19 Längsee, EOBV, FF-Thalsdorf
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